Dariusz Komorowski
Universität Wrocław
Laederachs Art, Basel zu spielen
„Ich will ja versuchen, aus der Ordnung Ihrer Vorstellungen Chaos herzustellen in Ihnen.“ Diese Beteuerung Laederachs liegt dem stilistischen Vorsatz zugrunde, in seinen Texten Eigennamen eher zu meiden. Es ist so, als hätte der Schriftsteller Angst davor, die sich einstellenden zu klaren Vorstellungen der Leser, die an die realen Orts- oder Personennamen gebunden sind, nachträglich abbauen zu müssen – was auch geschieht. Chaos wird hergestellt, indem der Dichter mittels des Paradoxons die gewohnten Vorstellungen in Frage stellt und den Leser in Verwirrung versetzt. Dafür sorgt der dem Paradoxon innewohnende Widerspruch, welcher Dynamik zwischen den zwei gegensätzlichen Teilen eines Ganzen erzeugt. Somit wird das Paradoxe als Mittel zur Chaosherstellung betrachtet und zum ästhetischen Prinzip Laederachschen Schaffens erhoben. Auf derartigem Widerspruch werden auch zwei „Basel-Texte“ Laederachs aufgebaut – Basel (1982) und Gegenbasel (1988). In beiden wird die glorreiche Tradition der Stadt als einer aufgeschlossenen, verbunden mit solchen Namen wie F. Nietzsche, J. Burkhardt, Erasmus von Rotterdam, dem Bild einer Engstirnigkeit, Geschlossenheit und Bequemlichkeit ihrer im Reichtum schwelgenden Bewohner gegenübergestellt. Zwei Texte, zwei einander ausschließende Bilder der Stadt, zwei widersprüchliche Entitäten in einer Ganzheit, welche die Laederachsche Art, Basel zu spielen als eine paradoxe erscheinen lassen.