Ökologisches Denken in der Lyrik von Albert Ehrismann

Robert Rduch, Uniwersytet Śląski w Katowicach

Der Autor des Beitrags analysiert das ökologische Denken in der Lyrik von Albert Ehrismann (1908-1998). In der Analyse wurden Gedichtbände und zerstreute Gedichte des Schweizers aus der Zeit 1930-1988 berücksichtigt. Es wurde nachgewiesen, dass Ehrismann sich mit der ökologischen Problematik bereits in den 1950er Jahren auseinandersetzte. Die Mehrheit seiner ökologischen Gedichte erschien jedoch in den 1970er und 1980er Jahren. Ein großer Teil seiner engagierten Lyrik wurde zuerst in der Zeitschrift „Nebelspalter“ publiziert.
Schlüsselwörter:
Albert Ehrismann, Ökokritik, Deutschschweizer Literatur

Ecological thinking in the poetry of Albert Ehrismann
The author of the article analyses ecological thinking in the poetry of Albert Ehrismann (1908-1998). The analysis includes volumes of poetry and scattered poems by the Swiss author from the period 1930-1988. It was shown that Ehrismann was already dealing with ecological problems in the 1950s. However, the majority of his ecological poems appeared in the 1970s and 1980s. A large part of his committed poetry was first published in the magazine „Nebelspalter”.
Keywords:
Albert Ehrismann, Ecocriticism, Swiss-German literature

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Mit dem ökologischen Denken ist hier die Reflexion über Umweltbeziehungen im weiteren Sinne gemeint. Es handelt sich also nicht nur um den Gegensatz Mensch-Natur, der das ökologische Denken in Europa bis in das 20. Jahrhundert hinein dominierte, sondern um ein Geflecht, in dem die belebte und unbelebte Natur sowie der Mensch mit seinem soziopolitischen Umfeld miteinander verwoben sind1. Das Bewusstsein der Komplexität dieses Systems wird bei einem reflektierenden Subjekt meistens erst bei Störungen im Funktionieren der Umwelt aktiviert. Die Untersuchung des ökologischen Denkens in literarischen Texten wird hier nicht als eine neue literaturwissenschaftliche Methode begriffen, sondern als Themen- und Motivforschung2.

Die Auseinandersetzung mit ökologischer Problematik in der deutschsprachigen Literatur aus der Schweiz hat keine reiche Tradition. In der Geschichte der deutschsprachigen Schweizer Literatur im 20. Jahrhundert (1991) wurde das Interesse der Schriftsteller an ihrer grünen Umwelt lediglich signalisiert3. Erst im Laufe der 1990er Jahre erschienen einige Beiträge zum ökologischen Denken in der schweizerischen Literatur4. 2007 in Schweizer Literaturgeschichte wurde das Auftauchen der ökologischen Problematik im Zusammenhang mit „Katastrophenängste(n)“5 der 1980er Jahre angedeutet. Das Motiv der Katastrophe im helvetischen Kontext behandelte 2013 Peter Utz in der Monographie Kultivierung der Katastrophe. Literarische Untergangsszenarien aus der Schweiz. Ein großer Teil seiner Analysen ist ökologischer Problematik gewidmet. Im Unterschied zu anderen Forschern beschäftigte er sich nicht nur mit der Prosa, sondern auch mit Lyrik6 und Drama.

Unter mehreren Lyrikern, die 1991 in Klaus Pezolds Geschichte der deutschsprachigen Schweizer Literatur im Kontext des ökologischen Engagements erwähnt wurden7, tauchte der Name Albert Ehrismann (1908-1998) auf. Birgit Lönne, die Autorin der Beiträge über Schweizer Lyrik, klassifizierte Ehrismann als einen Autor, bei dem „die Verantwortung des Einzelnen, Antikriegshaltung, Umweltbewußtsein und die Orientierung auf einfache Werte ebenso wie die Träume von einem menschenwürdigen Dasein“8 erst in den 1970er Jahren „die bestimmenden Themen“9 wurden. Diese Einschätzung ist nur eins von mehreren Beispielen dafür, wie Ehrismanns Lyrik in der Literaturgeschichtsschreibung und Literaturkritik bis heute verkannt wird10. Auf diesen Umstand verwies Dieter Fringeli, als er feststellte, dass die Kritiker Ehrismann „lange als Heile-Welt-Autor verharmlosten“11. Nach Fringeli sei Ehrismann „(s)pätestens seit den 1972 erschienenen «Gedichten des Pessimisten und Moralisten Albert Ehrismann» […] Inbegriff des grünen Kämpfers, der sich nicht mehr alles bieten lässt“12.

Das lyrische Werk von Albert Ehrismann eignet sich aus mehreren Gründen für eine literaturgeschichtliche Lektüre, die „dem historischen Wandel von Umweltbeziehugen systematisch nachgeht“13. Erstens handelt es sich um einen Dichter, der seine Texte in einer langen Zeitspanne, 1930-1988, publizierte, so dass man den Wandel von Motiven und Formen beobachten kann. Zweitens schrieb er einen großen Teil seiner Gedichte für die satirische Zeitschrift „Nebelspalter“14, was die Zeitnähe seiner Lyrik bedingte. Drittens ergab sich aus der Zusammenarbeit mit Zeitschriften eine enorme Produktivität. Die Gesamtzahl der von ihm veröffentlichten Gedichte beläuft sich auf ungefähr 180015. Ein lyrisches Korpus dieser Größe steigert den Erkenntniswert der durchgeführten Untersuchung. Viertens ermöglicht die Analyse dieses Korpus eine Überprüfung wissenschaftlicher Befunde zur Geschichte der deutschsprachigen Literatur im 20. Jahrhundert mit dem Ziel, die Eigenart der schweizerischen Literatur genauer zu bestimmen.

Unter Verwendung der oben genannten Definition des ökologischen Denkens wurden aus dem gesamten Korpus der Lyrik von Albert Ehrismann 250 Gedichte gewählt, die das Material für die vorliegende Untersuchung liefern. Das Korpus der ökologischen Gedichte von Ehrismann ist so groß, dass im Rahmen dieses Artikels nur eine skizzenhafte Präsentation der Analyse möglich ist. Zuerst werden poetologische Aussagen Ehirsmanns, in denen allmählich die ökologische Problematik als Element des dichterischen Engagements wahrgenommen wird, präsentiert. Dann folgt eine chronologische Analyse der wichtigsten Motive und Formen in Ehrismanns ökologischer Lyrik.

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Ehrismanns poetologische Ausführungen vom Ende der 1930er Jahre thematisieren das ungefähr zur selben Zeit von Brecht signalisierte Problem der modernen Lyrik, in der die Natur ihren Status als unbedenkliche Quelle der Poesie einbüßte16. Der schweizerische Autor gestaltet das Problem in der Einführung zum Gedichtband Sterne von unten (1939) als Frage einer Leserin: „Wie ich es verantworte […] in dieser ganz und gar unfriedlichen Zeit mit keineswegs erheiternden Dingen mich zu beschäftigen, da ich doch, wie nun gültig bewiesen, fähig sei, sogar mit einem Schmetterling in der ihm ohne Zweifel verständlichen Sprache umgänglicher Menschen zu reden?“17 Die fiktive Leserin verweist also auf das Ausbleiben der erheiternden Natur in Ehrismanns Gedichten und erzwingt eine Stellungnahme zu diesem ästhetischen Defizit. Ohne seine Liebe zur Natur aufzugeben, bekennt sich Ehrismann in einem Vortrag am Ende des Bandes zu einem Irrtum, „weil er sich eingeredet hatte, die Thematik des lyrischen Ausdrucks erschöpfe sich in der Versinnbildlichung von Aprikosenbäumen, blühendem Weinstock, einem gespiegeltem Sternbild oder dem weißen traurigen Antlitz des Mädchens“18. Er bestimmt die politische Funktion des Dichters, „die Welt aus ihrer Fehlentwicklung seinem Traum vom brüderlichen Leben anzugleichen“19, mit dem Bewusstsein, dass „das politische Gedicht in den meisten Fällen falsch, hohl und häßlich ist“20. Auf diese Weise schlägt er einen ästhetischen Weg ein, auf dem das politische Engagement ohne Verzicht auf das Schöne geäußert werden sollte21. Als Paten dieser Haltung nennt er Friedrich Hölderlin22 und Charles Ferdinand Ramuz23. Diese Position bekräftigte er auch 1946. Er begreift sich im Nachwort zum Gedichtband In dieser Nacht als „ein Lyriker, dessen Gedichte die Melodie des Modernen und die Töne der Tradition gleicherweise rein erklingen lassen“24. In der Konstruktion seines lyrischen Raumes lassen sich bereits in den 1930er und 1940er Jahren Ansätze eines ökologischen Denkens finden, denn „Stadt“, „Landschaft“ und „Himmel“ setzen sich zu einem Gefüge zusammen, in dem alle Bestandteile miteinander kommunizieren und einander ergänzen:

„der Baum stehe für die einfache Natur, die aus allen Zwischenräumen blühe und oft als einziges Thema die Strophen trage, und für den Himmel strahle ein Stern, der selten sein tröstliches Leuchten vergesse. Hinter der Stadt und dem Mann aber verberge sich das Soziale, hinter der Landschaft und dem Baum das Zeitlose und hinter dem Himmel und dem Stern die Sehnsucht, eine Sehnsucht nicht des romantischen Rückblicks in einen verdämmernden Abend, sondern der wachen Ausschau nach einem helleren Morgen.“25

Die Tatsache, dass der Baum beim Dichter im Zeitlosen aufgehoben ist, zeugt allerdings von dem damals noch mangelnden Gespür für die Verletzlichkeit der Natur. Spätere Kommentare zum eigenen Schaffen formulierte er bis Ende der 1980er Jahre in mehreren Gedichten. Ehrismann vertritt den Standpunkt, dass die Trost-Funktion den Sinn der Lyrik in der modernen Welt begründet. In An einige Kritiker und junge Dichter heißt es 1960, Gedichteschreiben sei wie „kleine Kerzen richten“26 gegen das Düstere. 1964 seien Gedichte in Die Wollenweber wie „Wolle“, die den Menschen Wärme gibt27. Er verteidigt seine Poetik gegen Vorwürfe, die aus zwei verschiedenen Richtungen kommen. Linke Kritiker und Erneuerer der Poesie halten ihm vor, er sei „als Dichter unrettbar von gestern“28, er engagiere sich zu wenig29. Den Verfechtern der ästhetischen Ewigkeitswerte und unzufriedenen Auftragsgebern erläutert er den Sinn der engagierten Literatur30. Anfang der 1970er Jahre konstatiert er eine Verschärfung des kritischen Tons in seiner Lyrik31. Seine späten Gedichte sind durch Zweifel am Sinn der Dichtung geprägt32, aber sie bleiben dem politischen Engagement treu.

Die Natur als Teil der Umwelt ist in seiner poetologischen Reflexion stets vorhanden. Sie fungiert als ein wichtiger Baustein in Ehrismanns lyrischem Raum, der sich über die Grenzen der Schweiz hinaus erstreckt. 1958 präsentiert das lyrische Subjekt im Gedicht Wer alles schreibt ein ontologisch-semantisches Konzept, das an europäische Naturvorstellungen des 17. und 18. Jahrhunderts anknüpft. Die Welt erscheint in ihm als ein großes Buch, dessen Zeichen begriffen und behalten werden wollen. Den Urhebern der Schrift, auch wenn sie in manchen Fällen unbelebt sind („Meteor“, „Nebelstreif“, „Feuerwerk“) und nicht als göttliche Instrumente dargeboten werden, wird ein Bewusstsein zugeschrieben, das sie als Teilnehmer eines Kommunikationsprozesses erscheinen lässt. In diesem Sinne hinterlassen auch Tiere und solche Naturerscheinungen wie „Flut“, „Nebel“, „Gewölke“ ihre Schrift, die man begreifen kann: „Wer immer schreibt, hofft von der Welt,/ daß sie sein Wort begreift, behält.“33 1973 betont das lyrische Ich im Gedicht Eine Art Bilanz die Anwesenheit der Natur in seinem bisherigen Schaffen („die Bäume liess ich grün wachsen und Vogelzüge/ als heitere Pfeilspitzen den Himmel/ sanft ritzen“34) im Zusammenhang mit einer bitteren Erkenntnis, dass sein dichterischer Einsatz für die Notleidenden, darunter ist auch die Natur gemeint, kaum eine Wirkung erzielte. Seine Enttäuschung über den Zustand der Natur vermittelt es unter Bezug auf die von ihm geschätzte literarische Tradition und es bekennt sich zu einer Niederlage in seinen Bemühungen, das Bedrohte wenigstens in dem lyrischen Raum zu bergen: „Habe ich das Überleben der Amsellieder gerettet? Dem weissen Nebel/ des Matthias Claudius Dauer gegeben? Wir sind übler dran/ denn je.“35

1978 im Gedicht Die Entdeckung der Poesie schöpft das lyrische Subjekt, das als Dichter auftritt, erneut Hoffnung und postuliert, dass man angesichts der bedrohten Welt auf das Predigen der Katastrophe verzichten soll. Nicht „das letzte Wort“36 sollte die Grundlage der Poesie und des notwendigen Handelns bilden, sondern „erste Wörter“37. Darunter versteht das Subjekt das Ideal des einfachen entschleunigten Lebens und setzt auf kindliche Naivität. In diesem Sinne bedeuten „erste Wörter“ einen Rückzug vom zivilisatorischen Vorwärtsdrang. Sie gelten als ein Programm und man sollte „ihnen die Erde anpassen,/ um sie das Haus bauen,/ und die Obstgärten und die stilleren Städte/ und für sie den Sternenhimmel/ von Finsternis rein scheuern“38. Auf diese Weise hält das ökologische Denken Einzug in die poetologische Reflexion Ehrismans. Bis Ende der 1980er Jahre wird diese Hoffnungspoetik durch Zweifel am Sinn der dichterischen Arbeit begleitet. Natur fungiert dabei als Maßstab literarischer Leistung: „ob wir mit Fleiss und Können dennoch weniger leisten/ als ein einziger Baum, der Chlorophyll produziert?“39

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Die Zahl der Gedichte, in denen das ökologische Denken eine zentrale Rolle spielt, stieg kontinuierlich im Laufe der Schaffenszeit des Dichters, so dass man die Relevanz dieser Thematik in seinem lyrischen Werk zuerst quantitativ veranschaulichen kann. In den Fokus der vorliegenden Analyse treten Gedichte, in denen eine Auseinandersetzung mit von Menschen bewirkten Störungen40 im Funktionieren der Umwelt stattfindet. In den 1930er und 1940er Jahren wird die Komplexität der Koexistenz von Mensch und Natur nur ansatzweise in einigen Gedichten thematisiert41. Erst in den 1950er Jahren publizierte Ehrismann 10 Gedichte, in denen das ökologische Denken eindeutig zum Ausdruck kommt. In den 1960er Jahren waren es 15 Gedichte. Dann stieg die Zahl sprunghaft auf 130 in den 1970er Jahren. In den 1980er Jahren sank sie auf 95. Man muss dabei hinzufügen, dass die immer stärkere Präsenz des ökologischen Denkens im Werk von Ehrismann mit der Steigerung der gesamten lyrischen Produktion des Dichters zusammenhängt42.

Seitdem muss ich an den Urwald denken… , das erste Gedicht Ehrismanns, das deutlich im Zeichen des ökologischen Denkens steht, erschien 1953 in „Nebelspalter“ und ging in den Gedichtband Mein kleines Spittelbuch ein. In sieben Strophen mit regelmäßigem Rhythmus und Reim schildert Ehrismanns Subjekt eine Flucht wilder Tiere aus einem Zirkus in Paris. Es sieht die Bewohner des Urwaldes mit einer Menschheit konfrontiert, die mit ihren Maschinen „des Grauens unfassbares Bild“43 darstellt. Das Schicksal der Tiere in der Großstadt evoziert beim lyrischen Subjekt eine tiefe Scham und vergegenwärtigt ihm die Tatsache, dass Menschen die Verantwortung für diesen Zustand tragen. Die Zivilisationskritik wird hier mit einem postkolonialen Akzent versehen. Das Subjekt erinnert sich an das Gedicht Der Wilde von Johann Gottfried Seume, in dem ein Indianer einem Weißen verkündete: „Seht, wir Wilden sind doch bessre Menschen!“ 44 Noch direkter wird das zerstörerische Handeln der Menschen in Froschschenkel-Ballade und Nachruf auf Hirsche und Fische kritisiert. Gestützt auf Berichte aus Zeitungen prangert das lyrische Subjekt das von Schweizern verursachte Aussterben der Tiere an. Der humorvolle Ton und Rhythmus, „Nur schade, daß/ Froschmännchen, -weibchen und -kind/ aus menschenschützerischen Gründen/ friedfertig sind!“45, fungieren hier nicht als eine Abmilderung der Kritik, sondern verschärfen die Ironie des besorgten Subjekts. Mit einer Anspielung auf das Brechtsche „Gespräch über Bäume“ verdeutlicht Ehrismann, dass es sich hier um eine politische Angelegenheit handelt: „Was sind das für Zeiten,/ daß man durch Unterernährung und Pest/ unsere Hirsche und Fische/ krepieren läßt?“46 Das Subjekt bemerkt, dass auch Menschen „giftfreie Bäche“47 brauchen. Für Tiere setzt sich Ehrismann auch im Gedicht Die Fische und Vögel des heiligen Franz ein, indem er den Heiligen mit der modernen Welt konfrontiert. Um den Zeitgenossen ihre Gleichgültigkeit dem Schicksal der Tiere gegenüber vorzuhalten, lässt Ehrismann sein Subjekt von einem blutenden Franz träumen: „Klebte Blut an seinen Backenhaaren,/ weil die Ohren wie von Tränen waren./ Pickten da, nach jähem Flug und Lauf,/ Fisch und Vogel ihm die Schlösser auf?/ Kleine Leichen lagen an den Borden./ Totenstill war Meer und Wald geworden.“48

Den Wandel in Ehrismanns Nachdenken über Bäume veranschaulicht das Gedicht Die Wälder, das 1958 in dem Band Der wunderbare Brotbaum erschien. Noch 1948 betrachtet sein Subjekt in Wunderbare Verwandlung der Bäume die Herstellung des Papiers, auf dem Gedichte gedruckt wurden, als lobenswerten Prozess, der die Größe und Würde des Menschen hervorhebt: „Denn die Bäume wurden zersägt und zerrieben,/ ob mächtiger Glut zu Papieren gewoben,/ in Leinen gefügt und von Dichtern beschrieben,/ um den Menschen im Hause der Menschen zu loben.“49 Zehn Jahre später wird die Fokussierung auf den Menschen in Frage gestellt, und das lyrische Subjekt setzt der Ausbeutung der Natur deutliche Grenzen. Pathos und Melos in Die Wälder erfüllen diesmal eine anklagende Funktion: „Wenn man alles, was man schreiben wollte,/ schreiben würde, Freunde, wär kein Wald./ Denn die Menschen, die Papier beschreiben,/ töteten die letzten Wälder bald.// […]/ weil sie glauben, daß das, was sie schrieben,/ ungeheurer als die Wälder sei.“ 50

Prägend für Ehrismanns ökologisches Denken in den 1950er Jahren ist auch die Angst vor der atomaren Vernichtung der Menschheit. Bereits in Seitdem muss ich an den Urwald denken… enthält das grausige Bild der Zivilisation ein neues beunruhigendes Element: „hintergründig wartet das Atom“51. Der zu dieser Zeit herrschende Kalte Krieg verstärkt die Atmosphäre der Bedrohung, so dass die Atombombe das ökologische Denken des Dichters globalisiert. In seinen lyrischen Visionen gilt die Vernichtung der ganzen Erde. Er potenziert die bedrohliche Atmosphäre mit verstörenden Kontrasten. In Der Schwämmeler wird zuerst unter Verwendung eines Zitats aus dem Gedicht Gefunden von Johann Wolfgang Goethe die Illusion eines fröhlichen Waldspaziergangs geschaffen, auf dem Pilze gesammelt werden. Ohne aus dem von Goethe angegeben Rhythmus zu fallen, fragt das lyrische Subjekt in der Mitte des Gedichtes: „Wenn aber einst in finstrer Nacht/ die Menschheit selber Pilze macht/ von giftigst-grüner Sorte?“52 Die Fragen mehren sich in der letzten Strophe und verstärken den Eindruck einer nahenden Katastrophe: „Doch wenn das Jahr vorüber ist?/ Und uns des Teufels Kernpilz frisst?/ Wer wird dann schwämmeln gehen?“53 In Ein ganz gewöhnlicher Tag, einem langen Prosagedicht, kontrastiert Ehrismanns Subjekt den Alltag in einem Sanatorium mit der Explosion der „erste(n) Atomgranate“ 54 bei Las Vegas. Vergeblich sucht es nach einem Signal, das die Katastrophe ankündigt: „Aber das Zeichen,/ das Zeichen am Firmament,/ dass bald die Erde/ nach den vier Richtungen brennt?“55 Das Ausbleiben des Signals versetzt das Subjekt in eine hysterische Unruhe. In Regenlied 54 werden Tiere erwähnt, deren „Blut atomvergiftet war“56. Auf die Gefahr eines Atomkrieges reagiert das Subjekt in Der Apfelbaum mit der Vision einer grotesken Rettungsaktion. Es würde in der ganzen Welt Apfelbäume pflanzen lassen. Jeder Apfelbaum würde sich in einem speziellen Gehäuse befinden, das das Überleben des nuklearen Krieges ermöglicht. Eventuelle Überlebende würden eine neue Menschheit, „ein(en) grüne(n), junge(n) Menschenwald“57, auf der Basis der Apfelbäume aufbauen.

In den 1960er Jahren werden bei Ehrismann mehrere Motive des ökologischen Denkens aus dem früheren Jahrzehnt verwendet. Es dominiert in mehreren Gedichten die Angst vor einer nahenden Katastrophe, die die Menschheit vernichtet. Als die größte Gefahr wird der Atomkrieg genannt. Im sarkastischen Trost sucht das Subjekt „in den letzten Stunden der Menschheit“58 nach einem Zuspruch in der Poesie und in den „Dingen des einfachen Lebens“59. In Jetzt mutmaßt es über das Schicksal der Erde „nach dem Tag Null“60. Ein apokalyptischer Gedanke begleitet die Bilanz eines Fünfzigjährigen in Nach der Mitte des Lebens: „Bettler. Hunger. Aussatz. Krieg. Die Pest./ Kern-Physik. Die nackte Erde. Tod. Der Rest.“61 In Die Trommel bekommt die Katastrophe die biblische Form einer Sintflut, die aber nicht als Strafe vom Gott kommt, sondern menschengemacht ist: „Wenn uns die Sintflut gelänge,/ die die Erde ersäuft –/ weißt du, wer mit der Trommel/ dann dröhnt und läuft?“62 Das warnende Instrument steht hier für vergebliche Alarmrufe der Menschen, die nach der Katastrophe nicht mehr existieren werden. Spießers Glück endet mit der Ankunft „eine(r) bleiche(n)/ gelbe(n) gift- und regenreiche(n)/ Wolke“63. Ein apokalyptischer Hauch gelangt sogar in Ehrismanns Weihnachtsgedichte, eine Gattung, die der Dichter aus kommerziellen Gründen pflegte. Die feierliche Atmosphäre in Letzte Weihnacht ist tot und das „Knäblein“ verkündet eine Sintflut aus „Asche und Staub“64. Das Subjekt in Laß uns elend nicht erfrieren! appelliert an den heiligen Nikolaus: „Laß uns elend nicht erfrieren!/ Gib Bewährung, Ablaß, Frist!/ Weil du Wäldern, Menschen, Tieren/ jetzt wie nie vonnöten bist.“65 Ein Wald ohne Tiere wird in Heimkehr der Tiere geschildert. Lautlosigkeit und Kälte erwecken den Eindruck, „(a)ls ob die Welt gestorben sei …“66. In den meisten Fällen wird jedoch in Ehrismanns Untergangsvisionen die Katastrophe durch einen Eingriff seines Subjekts abgewendet oder zumindest durch einen Konjunktiv aufgeschoben.

Ein neues Motiv in Ehrismanns Lyrik aus den 1960er Jahren ist die Weltraumforschung. Seine Subjekte registrieren die Anwesenheit der Menschen im Weltall, aber diese Errungenschaften werden skeptisch betrachtet. In Ein Lied vom armen Franz erscheint dem Subjekt die Kosmoseroberung als eine Überheblichkeit, mit der die Ordnung der Natur verletzt wird, so dass der Mond um Verzeihung gebeten wird: „Und verzeih uns, Mann im Monde,/ so viel Flug- und Sternenspiel!“67 Die naive Haltung der Natur gegenüber, für die der heilige Franz steht, wurde durch den menschlichen Erkenntnisdrang ersetzt und sie gehört nur noch zur Sphäre des Traums: „Danken, jauchzen allen Dingen –/ ja, wer möchte es nicht gern …/ wie der arme Franz lobsingen/ Sonne, Erde, Mond und Stern.“68 Der menschliche Drang zu den Sternen wird in Lass uns elend nicht erfrieren! als Ursache der Abwesenheit des heiligen Nikolaus gedeutet: „Weil wir Sterne zähmen können/ und den Himmel zu uns ziehn?“69 Sterne fungieren in Das Riesenrad der Sterne als Anzeige der noch funktionierenden kosmischen Ordnung, deren Störung Gefahren für die Menschheit nach sich zieht: „Doch wenn das Rad/ sekundenlang verweilt,/ hat uns meist Hunger, Schrecken und/ der Tod ereilt.“70

In den 1970er Jahren greift Ehrismann nicht nur mehrere neue ökologische Motive auf, sondern vertieft seinen Blick auf die Umwelt, indem er die Politisierung der Ökologie thematisiert und sich mit der literarischen Tradition der Naturdarstellung auseinandersetzt. Immer häufiger ist sein kritisches Denken gegen schweizerische Zustände gerichtet. In Ein Bergbauer schreibt an seinen Bruder in der Stadt ärgert sich der Dorfbewohner über die Kurzsichtigkeit des ökologischen Denkens der Städter: „Das autofreie Tal war gut und schön und still./ Doch – sind wir dazu da, für euch die reine Luft zu hüten?/ […]/ Wer vor Hotels und Schwebebahnen Berg und See bewahren will,/ der soll uns, bitte, Himmelblau und Wiesengrün vergüten.“71 Als Appell an die Schweizer ist das Gedicht Die Uhr konstruiert. Das lyrische Subjekt verwendet statistische Daten, um den Eidgenossen bewusst zu machen, wie schnell und wie viele „Wälder und Wiesen“72 in ihrem Land verbetoniert werden. Es fordert die Bürger der „(ä)ltesten Demokratie der Welt“73 zum Handeln auf und warnt vor einer Katastrophe: „Eines Tages ist’s dann in der Betonwüste stumm./ Spekulation und Verkehr, zu deren Gunsten wir Landschaftsmörder waren,/ haben sich und alle zu Tode gefahren.“74 Auch in Elegie auf das goldene Licht über Sils klagt das Subjekt: „Die Appartementhäuser wachsen und wachsen./ Wild wütet die Spekulation./ Ein Parkplatz als goldene Wüste:/ die Schwebebahn-Talstation.“75 Im Kontext der touristischen Verwertung der schweizerischen Natur gilt die Anklage Ehrismanns auch für ihn selbst, denn er arbeitete in den Jahren 1953-1972 mit der Zeitschrift „Die Schweiz: Offizielle Reisezeitschrift der Schweizerischen Bundesbahnen, der konzessionierten Bahnen, der Schiffahrtsunternehmungen, der Schweizerischen Post-, Telephon- und Telegraphenbetriebe, der Automobilverbände, des Schweizerischen Luftverkehrs und des Schweizer Hotelier-Vereins“, die von der Schweizerischen Verkehrszentrale herausgegeben wurde, zusammen. Für die Zeitschrift schrieb er in dieser Zeit 140 Texte, meistens Gedichte, mit denen er die Entwicklung des Tourismus in seinem Land unterstützte. Nur Anfang der 1970er Jahre erlaubte er sich in zwei Gedichten, die in der Zeitschrift publiziert wurden, Kritik an der rücksichtslosen Ausbeutung der Natur in der helvetischen Tourismusbranche76.

Auf die Schwierigkeiten in der Verbreitung des ökologischen Denkens in der konservativen Schweiz verweist Ehrismann in dem Gedicht Der Schulaufsatz, in dem der Sohn eines schweizerischen Fabrikanten bekennt: „Und wie erwähnt: die Umwelt ist schon Gift und Mist./ Der Lehrer meint, man müsse da halt Ordnung machen./ Ich hörte zuverlässig, er sei Kommunist.“77 Die satirische Gleichsetzung des ökologischen Denkens mit dem ideologischen Feind im Sinne der Geistigen Landesverteidigung und des Kalten Krieges unterstreicht nur die Irrationalität des menschlichen Handelns, die jedes Agieren für die Rettung der Natur verhindert. Dennoch besteht das lyrische Subjekt in Ratschläge für Wähler, einem Aufruf zur Teilnahme an Wahlen, darauf, dass das ökologische Denken bei der Stimmabgabe zählen soll: „Die Erde, die Luft und die Gewässer lieben.“78 Politikern wird in Von Wäldern, Quellen und Flüssen vorgeworfen, dass sie Umweltprobleme missachten: „Wenn viele junge Rebellen/ und noch mehr alte Politiker/ nicht auf Holzwegen gingen,/ wären unsere Wälder reicher“79.

In Ehrismanns ökologisches Denken wird in unterschiedlichen Kontexten die literarische Tradition einbezogen, die dem lyrischen Subjekt dazu dient, die Beziehung des Schreibenden zur bedrohten Umwelt in der Gegenwart zu bestimmen. In Unter Sternen, einem Gedicht aus dem Zyklus Grächener Tagebuch, lässt sich das Dichter-Subjekt von Jakob Christoph Heer, Gottlieb Heinrich Heer und Thomas Platter inspirieren. Der Ort Grächen aus ihren Werken wird zum Symbol der heilen Welt: „Wozu brauche ich von sichtbaren Dingen inspiriert zu werden, da wir jetzt da sind,/ unter Sternen, und Thomas Platters Ziegen munter/ uns bimmeln zum Rauschen des Riedgletscherwassers –/ mir, dem Lebenden, und euch lieben Toten?“80 Diese ironische Huldigung an die Literatur der Zeiten, als die Natur noch nicht bedroht war, bedeutete jedoch keinen Rückzug in einen idyllischen Raum. Auch wenn Ehrismann in einem anderen Gedicht Goethe zitiert, geschieht das mit dem Bewusstsein aller Unterschiede, die zwischen der Weimarer Klassik und der Gegenwart liegen. Der schöne Reim ist dann genauso begehrenswert wie „die apfelbaumgrünen Wiesen“81. Ehrismann versucht in den 1970er Jahren immer wieder im Geiste seiner Kurzen Rede über den Traum des Dichters (1939) sein künstlerisches Recht auf eine Verbindung der Naturliebe mit dem politischen Engagement zu behaupten. Der Bezug auf Brechts „Gespräch über Bäume“ ist dabei nicht zu übersehen. In Der Waldspaziergang fragt sein irritiertes Subjekt: „Liebe Freunde! Was haben Anemonen/ mit Kriegstreibern zu tun –/ oder Sozialismus und Kapitalismus/ mit blühenden Frauenschuhn?“82 Noch deutlicher äußert sich das Subjekt in Gedenkblatt für einen Wandersmann: „kein Verhungernder/ überlebte, machte mich der erste blühende Seidelbaststrauch/ nicht/ glücklich.// Seidelbaststräucher sind unter Naturschutz gestellt.“83 Zur Brechtschen Tradition gehört in formaler Hinsicht die Anprangerung der Umweltzerstörung in Song: „Wir alle sind für Gewässerschutz./ Wir alle sind für saubere Luft./ Wir alle sind für die Reinhaltung der Wälder/ und für die Wälder überhaupt./ Wie kommt es,/ dass die Flüsse und Seen kränker,/ die Luft dreckiger/ und die Wälder kleiner und verwüsteter/ werden?“84

In mehreren Gedichten aus den 1970er Jahren wird die künftige Katastrophe durchdekliniert. Selten versieht jetzt Ehrismann seine apokalyptischen Visionen mit rhetorischen Mitteln, die das Schreckliche abschwächen. In einigen Texten wird der Untergang der Menschheit aus der Perspektive künftiger Generationen oder fremder Lebewesen von anderen Planeten geschildert85. Eine außerirdische Mutter erklärt ungern ihrem Sohn in Nächtliches Gespräch das Schicksal der Menschheit: „Und die, die da lebten… Ach Kind, musst du’s wissen?/ Lebt lang dort schon keiner. Wuchs lang dort kein Brot./ Vergiftet. Erschlagen. Verbrannt und erfroren./ Die Erde, mein Kleiner, die Erde ist tot.“86 Die Katastrophe bei Ehrismann muss gar nicht ein abruptes Ende bedeuten. In vielen Fällen handelt es sich um eine schleichende Katastrophe, einen Prozess, bei dem eigentlich alles funktioniert und nur wenige merken, dass die Welt langsam untergeht. Diesen Prozess verdeutlicht das lyrische Subjekt in Trauriges kleines Herz. Nüchtern wird hier die Ahnungslosigkeit der scheinbar selbstsicheren Menschheit registriert: „Meteorologen hatten ihn vorausgesagt, den bleichen Nebel./ Nun liegt er seit Jahren über der Stadt./ Niemand ahnt, wie viel seitdem zwischen uns, unseren Nachbarn/ und allen Meeren und Gebirgen sich ereignet hat.“87 Die Darstellung der Katastrophen soll warnend und aufklärerisch wirken, aber der Dichter ist sich auch dessen bewusst, dass die Wirkung seiner Poesie gering ist: „Es sei die Erfahrung der Weisen, sagen die,/ dass wir aus Erfahrungen nie lernten.“88

In den 1980er Jahren tauchen bei Ehrismann keine neuen Motive auf. Er variiert das thematische Repertoire der früheren Jahrzehnte vorzugsweise in kurzen lyrischen Formen, die als „Postskripte“ bezeichnet werden, und lässt sein Subjekt die Menschheit in ihrem selbstzerstörischen Konsum ironisch bespiegeln, ohne dabei die letzte Hoffnung aufzugeben. In Schritte fragt ein Kind kurz vor dem Untergang: „leben wir nach gerechtem Mass?“89 Mit dieser Frage unterstreicht Ehrismann die ethische Dimension des ökologischen Denkens, die für ihn besonders in den 1970er und 1980er Jahren wichtig ist, denn er begnügt sich nicht mit der bloßen Feststellung der menschlichen Verantwortung für das Umweltdesaster. Er bezeichnet die Menschen als überheblich und dumm: „als das Erdbeben, der Riesenpilz oder die Sintflut kamen,/ war in Sekunden alles vorbei./ Sie redeten nur, wie gut die Erde von ihnen/ behütet worden sei,/ und gingen an ihrer eigenen Dummheit/ zugrunde.“90 Doch die Dummheit erscheint ihm als irreparabel. Diese anthropologische Erkenntnis präzisiert er in einigen Gedichten. Verbittert fragt sein Subjekt: „muss sich’s bei unseresgleichen nicht um Fehlkonstruktionen handeln,/ und kein Atompilz, Städte blitzveraschend, wär zu viel?“91 In einem anderen Gedicht heißt es: „Einst wurde in der Rechnung/ ein Fehler gemacht./ Die Schöpfung/ ist von Grund auf misslungen.“92 Bittere Stunde bringt Abschied vom Menschheitsideal der Weimarer Klassik: „Goethe irrte. Der Mensch ist nicht edel, hilfreich und gut,/ noch werden wir’s werden. Aber die bitterste Stunde, die kommt, ist die Furcht,/ zu wissen, dass die Art, der wir zugehörten,/ für das Bessere nie programmiert war.“93 Auf ähnliche Art und Weise wird die mangelhafte menschliche Veranlagung in Plädoyer der Verteidigung94, Größe des Menschen95 und Einladung in sein Eigentum96 verspottet. Aus einer solchen Infragestellung der Menschlichkeit resultiert eine Dezentrierung der Menschheit im Rahmen der gesamten Schöpfung97. Das Subjekt in Das Gesetz konstatiert: „Gut ist es, zu wissen: die Krone sind wir nicht.“98 In Anonymes Manifest an die Völker der Erde wird sogar buchstäblich die Entthronung der Menschheit verlangt: „Ist die Schöpfung eine Monarchie? Und hätte sich ausgerechnet/ die Menschheit als Krone aufs Haupt gesetzt? Herunter/ vom Kopf!“99

In der düsteren Atmosphäre der steigenden Bedrohung des Lebens auf der Erde beobachtet Ehrismann das Erdgeschehen von einem Standpunkt aus, den man weder optimistisch noch pessimistisch nennen kann. Er will nicht auf Hoffnung verzichten und verbindet sie mit dem Adverb ‚vielleicht‘. Diese Haltung wird im Gedicht Das Kissen definiert: „Dies Wort vielleicht/ ist alles, was sie wissen./ Nicht Lüge, nicht Wahrheit –/ ein hartes Kissen.“100

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Die bisherige Forschung zur ökologischen Thematik in der deutschsprachigen Literatur ist noch so schwach entwickelt, dass bei allen Versuchen einer literaturgeschichtlichen Periodisierung nur die 1970er Jahre eine feste Größe darstellen. Mehrere Forscher stellten nämlich fest, dass gerade in diesem Jahrzehnt ökologisches Denken Eingang in die deutschsprachige Literatur findet101. Sie begründeten es mit dem Hinweis auf die wirtschaftliche und politische Entwicklung in den größten Industrieländern der Welt. Bühler verweist auf die Zeit um 1970 als „ökologische Epochenschwelle“102, da erst damals manchen Bürgern dieser Länder die Grenzen und Kosten der Industrialisierung in der globalen Dimension bewusst wurden. Die große Zahl der ökologischen Gedichte aus den 1970er Jahren bei Ehrismann bestätigt die Erkenntnis, dass sich in dieser Zeit mehrere Autoren mit dieser Thematik beschäftigten, aber die Analyse der gesamten Lyrik des schweizerischen Dichters zeigt auch deutlich, dass das ökologische Denken in seinen Gedichten zwanzig Jahre früher begann. Als sein lyrisches Ich 1973 in dem Gedicht Lieber verkündete, „ich schreibe seit Jahren/ gegen den unnötigen privaten Autoverkehr […] Ich habe den Kalten Kriegern und den Erdeverdreckern/ Vernunft gepredigt“103, dann war damit sicher eine längere Zeitspanne gemeint. Davon, dass das ökologische Denken in der Lyrik von Ehrismann vor 1970 keine Randerscheinung darstellte, sondern ein Teil seines politischen Engagements war, zeugen auch die Titel mancher Gedichtbände. Der Titel Ein ganz gewöhnlicher Tag (1954) evozierte die Atmosphäre der Bedrohung durch einen Atomkrieg. Der globale Charakter dieser Gefahr prägte das ökologische Denken des Dichters, so dass sein besorgter Blick nicht ein Land, sondern den ganzen Planeten erfasste (Riesenrad der Sterne, 1960). Zu diesen Sorgen gehörte auch eine globale Hungerkatastrophe (Der wunderbare Brotbaum, 1958). Die ökologischen Gedichte Ehrismanns aus den 1950er und 1960er Jahren markieren also „Stationen auf dem Weg zu einer prinzipiellen Neuformulierung des Naturverhältnisses“104 in der deutschsprachigen Literatur, die einer genaueren literaturgeschichtlichen Bearbeitung bedürfen105.

Die Analyse der Gedichte von Ehrismann zeigt, dass manche literaturgeschichtlichen Thesen zur Natur- und Umweltproblematik in der deutschsprachigen Literatur nur für die deutsche und österreichische Literatur gelten können. Natur als Trost in der Lyrik der 1950er Jahre kann im Falle der schweizerischen Literatur nicht mit der Verdrängung des Nationalsozialismus und Restauration verbunden werden106. Auch die These vom „Desinteresse an der Natur in der Literatur der 1960er Jahre, in denen der ›deutsche Wald‹ zum Inbegriff des Faschismus geworden sei“107, kann nicht auf die Schweizer Literatur bezogen werden. Beim Kommentieren der ökologischen Lyrik verweist Egyptien darauf, dass sie häufig als Gebrauchslyrik oder Gelegenheitsdichtung mit dokumentarischer Funktion behandelt werden kann108. Korte schreibt im Zusammenhang mit der ökologischen Lyrik der 1980er Jahre vom „versifizierten Zeitkommentar“109 und vom „Räsoniergedicht“110. Sowohl bei Egyptien als auch bei Korte schwingt dabei Kritik an der niedrigen Qualität dieser Gedichte mit. Albert Ehrismann bekannte sich offen in einem Interview zum Gebrauchscharakter eines großen Teils seiner Lyrik: „Ich bin stolz darauf, sogenannte Gebrauchslyrik zu schreiben – diese Gedichte erfüllen ihren Zweck.“111 Diese Funktion seiner Lyrik bezeichnete Elsbeth Pulver als „bänkelsangähnlich, also dem Bereich reiner Poesie entzogen“112. Die 250 untersuchten Gedichte von Albert Ehrismann weisen unterschiedliche Qualität auf, aber mehr als die Hälfte behält einen hohen künstlerischen Wert bis heute, denn es handelt sich um lyrische Texte, die in ihrer Aussage über das Journalistische hinausgehen und dem Anspruch auf eine Verbindung des Schönen mit dem Politischen genügen. Wenn Ehrismanns Gedichte nicht völlig vergessen werden, dann werden sie die vom Dichter bestimmte Funktion insbesondere im Zusammenhang mit dem ökologischen Denken erfüllen können: „Vielleicht können wir eine Geisteshaltung herbeiführen, die sich in Jahrzehnten irgendwie «auszuwirken» beginnt. Dann leben wir nicht mehr. Die kleine Illusion allerdings müssen wir haben, sonst gehen wir drauf.“113

Literaturverzeichnis

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Ehrismann, Albert: Die Himmelspost. Weihnachts- und Neujahrsgedichte. Zürich 1956 (DH).
Ehrismann, Albert: Nein, die Nacht ist nicht das Ende. Zürich 1958 (NdN).
Ehrismann, Albert: Der wunderbare Brotbaum. Poetisches Spazierbüchlein. Zürich 1958 (DwB).
Ehrismann, Albert: Riesenrad der Sterne. Zürich 1960 (RdS).
Ehrismann, Albert: Wir haben Flügel heut. Zürich 1962 (WhF).
Ehrismann, Albert: Nachricht von den Wollenwebern. Zürich 1964 (NvW).
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  1. Vgl. Bühler, Benjamin: Ecocriticism. Grundlagen – Theorien – Interpretationen. Stuttgart 2016, S. 13. Bühler referiert hier die Einführung des Begriffs Ökosystem in der Wissenschaft. Beim Definieren des ökologischen Denkens in der vorliegenden Untersuchung wird auf die Verwendung dieses Begriffs verzichtet, weil er im populärwissenschaftlichen Diskurs häufig im engeren Sinne nur auf die Natur bezogen wird. Bühler betont, dass die Schwierigkeit, das ökologische Denken präzise zu definieren, auf unterschiedliche Verwendung des Begriffs Ökologie in natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen zurückzuführen ist (S. 1).
  2. Auch wenn Benjamin Bühler in seiner sehr nützlichen Monographie Ecocriticism versucht nachzuweisen, dass mit der Untersuchung des ökologischen Denkens ein weiterer Paradigmawechsel in der Literaturwissenschaft stattfindet, wird hier davon ausgegangen, dass es sich nur um neue Themen und Motive handelt. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Problem würde den Rahmen des vorliegenden Artikels sprengen. Deshalb verweise ich nur auf eine Stelle bei Bühler, wo er mehrere Kriterien nennt, die dem Literaturwissenschaftler dabei helfen herauszufinden, ob ein literarisches Werk ökologisches Denken enthält. Alle Kriterien sind eng mit ökologischen Themen und Motiven verbunden. Vgl. Bühler, wie Anm. 11, S. 31.
  3. Vgl. Lönne, Birgit: Verpflichtung auf Wirklichkeit. Die sprachbewußte und gesellschaftliche Lyrik seit den sechziger Jahren. In: Pezold, Klaus (Hrsg.): Geschichte der deutschsprachigen Schweizer Literatur im 20. Jahrhundert. Berlin 1991, S. 214‒223, hier insbesondere das Unterkapitel „Neue Tendenzen im Naturgedicht“ (S. 221‒223).
  4. Vgl. Barkhoff, Jürgen: Green Thought in Modern Swiss Literature. In: Riordan, Colin (Hrsg.): Green Thought in German Culture. Historical and Contemporary Perspectives. Cardiff 1997, S. 223‒241; Barkhoff, Jürgen: “Wie muß ein Satz aussehen, der Mut machen soll?” Zum Zusammenhang von Ökoengagement, Naturerfahrung und literarischer Form im Werk von Walter Vogt und Otto F. Walter. In: Goodbody, Axel (Hrsg.): Literatur und Ökologie. Amsterdam, Atlanta 1998, S. 177‒198; Reid, J.H.: Silvio Blatters Romantrilogie Tage im Freiamt.Der Öko-Roman zwischen Heinrich Böll und Adalbert Stifter. In: Goodbody, S. 161‒175; Stobbe, Urte: Evolution und Resignation. Zur Verbindung von Klima-, Erd- und Menschheitsgeschichte in Max Frischs „Der Mensch erscheint in Holozän“. In: Zeitschrift für Germanistik, 2014 Nr. 2, S. 356‒370.
  5. Pulver, Elsbeth: Von der Protest- zur Eventkultur (1970-2000). In: Rusterholz, Peter / Solbach, Andreas (Hrsg.): Schweizer Literaturgeschichte. Stuttgart, Weimar 2007, S. 345-399, hier vor allem S. 378‒382. Die Autorin schreibt von „Katastrophenängste(n)“ (S. 378) im Zusammenhang mit den 1980er Jahren.
  6. Vgl. Utz, Peter: Kultivierung der Katastrophe. Literarische Untergangsszenarien aus der Schweiz. München 2013, S. 19. Als erstes Beispiel verwendet Utz das Gedicht alpenapokalypse von Kurt Marti. Später analysiert er noch Gedichte von Fabio Pusterla, einem italienischsprachigen Dichter, Eugen Gomringer, Robert Faesi, Albin Zollinger, Mani Matter und Robert Walser.
  7. Vgl. Lönne, Birgit: Traditionen und Neuansätze in der Lyrik. In: Pezold, wie Anm. 3, S. 117‒124, insbesondere S. 118-119. Hier wird Ehrismann zusammen mit Hans Schumacher im Kontext ökologischer Problematik in der Literatur der 1960er und 1970er Jahre erwähnt. Vgl. auch Lönne, wie Anm. 3, S. 221‒225. Hier wird Ehrismann neben Erika Burkart, Magdalena Vogel, Rudolf Peyer, Hans Werthmüller, Raimer Brambach, Jürg Federspiel, Werner Lutz, Hermann Burger, Klaus Merz, Gertrud Leutenegger und Hansjörg Schertenleib im Kontext der Naturlyrik in den 1970er und 1980er Jahren genannt.
  8. Lönne, wie Anm. 3, S. 119.
  9. Ebd.
  10. önne übersah, dass das gesamte lyrische Werk Ehrismanns von einem deutlichen politischen Engagement geprägt wurde. Ihr Urteil wurde unkritisch von Hermann Korte übernommen. Vgl. Korte, Hermann: Deutschsprachige Lyrik seit 1945. Stuttgart 2004, S. 10. In einem kuriosen Unterkapitel mit der Überschrift „Blick auf Österreich und die Schweiz“ fungiert Ehrismanns Lyrik als Beispiel für „eine durch Weltwirtschaftskrise, Faschismus und Weltkrieg ungetrübte Poetik der Naturharmonie und Lebensbejahung“. Korte zitiert Lönne unter Verwendung falscher bibliographischer Angaben, nennt kein einziges Gedicht von Ehrismann und übersieht die zuvor erwähnte Eigenart der schweizerischen Literatur, das Jahr 1945 sei für die Eidgenossen „keinerlei bildende lyrische Signatur“. Es muss sich eher um ein Vorurteil und nicht um Ignoranz gehandelt haben, als Roger Perret bei der Wahl von Autoren für die Anthologie Moderne Poesie in der Schweiz Ehrismann nicht einmal im Nachwort erwähnte, aber rhetorisch fragte: „Wo ist die Schweizer Entsprechung von Bertolt Brecht?“ (Perret, Roger: Moderne Poesie in der Schweiz. Ein Nachwort in 28 unsystematischen «Sätzen». In: Ders. (Hrsg.): Moderne Poesie in der Schweiz. Eine Anthologie. Zürich 2013, S. 568).
  11. Fringeli, Dieter: Albert Ehrismann. Das starke Vielleicht. In: Du: die Zeitschrift der Kultur, 1991 H. 8, S. 25.
  12. Ebd.
  13. Bühler, wie Anm. 1, S. 85.
  14. Vgl. Linsmayer, Charles: Albert Ehrisman. In: http://www.linsmayer.ch/autoren/E/EhrismannAlbert.html (26.08.2020). Linsmayer informiert: „Dreissig Jahre lang, von 1952 bis 1982, publizierte er in „Nebelspalter“ jede Woche eines jener träfen Zeitgedichte, die nicht zuletzt der Anlass dafür waren, dass ihm die Stadt Zürich 1978 ihren Grossen Literaturpreis verlieh.“ Ehrismann publizierte tatsächlich in dieser Zeit in „Nebelspalter“, aber nicht in jedem Jahr und nicht immer jede Woche. Der wöchentliche Publikationsrhythmus gilt nur für die Jahre 1970‒1978.
  15. Diese Schätzung berücksichtigt Ehrismanns Gedichte, die in seinen Gedichtbänden und in mehreren Zeitschriften publiziert wurden. Die Zeitschriftenrecherche basiert nur auf den Beständen der Platform „E-Periodica“ der ETH-Bibliothek (https://www.e-periodica.ch). Die genannte Zahl kann als Orientierung dienen, aber die tatsächliche Zahl der von Ehrismann veröffentlichten Gedichte muss noch größer sein.
  16. Gemeint ist vor allem Brechts Urteil aus dem Gedicht An die Nachgeborenen (1938), dass „ein Gespräch über Bäume fast eine Verbrechen“ sei. Vgl. Haupt, Jürgen: Natur und Lyrik. Naturbeziehungen im 20. Jahrhundert. Stuttgart 1983, S. 145: „Brecht leidet unter dem Dilemma, daß erst der Kampf mit den alten Zuständen gewonnen werden muß und während dieser »finsteren Zeit« Naturbeschäftigung, Glück und Freundlichkeit notwendig reduziert werden müssen: ein situationsbedingter Verzicht also, keine grundsätzliche Absage an Natur-Glück und Natur-Lyrik”. Haupt widmet Brecht ein ganzes Unterkapitel bei der Behandlung der „sozialistischen Natur-Lyrik“. Der Titel des Unterkapitels lautet: „B. Brecht: »Gespräch über Bäume«“ (S. 135‒162). Haupt verwendet in dem Unterkapitel kaum das Attribut „ökologisch“, obwohl die von ihm angeführten Beispiele auf Brechts ökologisches Denken hinweisen. Er charakterisiert Brechts Lyrik folgendermaßen: „Ihr bewußtes Thema ist das komplizierte Mit- und Gegeneinander von Natur und Menschen-Geschichte innerhalb der aktuellen gesellschaftlichen Konflikte. Insofern ist sie dezidiert »politische Lyrik«.“ (S. 135) Es besteht also eine Ähnlichkeit zwischen der Haltung von Albert Ehrismann und Bertolt Brecht.
  17. Silberader, Kristall und Sterne (Svu, 7). Beim Zitieren aus den Gedichtbänden von Ehrismann werden folgende Abkürzungen mit Seitenangabe verwendet: Lächeln auf dem Asphalt. Zürich 21931 (LaA); schiffern und kapitänen. Zürich 1932 (suk); Sterne von unten. Zürich 1939 (Svu); In dieser Nacht. Herrliberg-Zürich 1946 (IdN); Das Stundenglas. Zürich 1948 (DS); Das Traubenjahr. Zürich 1950 (DT); Tag- und Nachtgleiche. Zürich 1952 (TuN); Mein kleines Spittelbuch. Zürich 1953 (MkS); Ein ganz gewöhnlicher Tag. Zürich 1954 (EgT); Das Kirschenläuten. Zürich 1956 (DK); Die Himmelspost. Weihnachts- und Neujahrsgedichte. Zürich 1956 (DH); Nein, die Nacht ist nicht das Ende. Zürich 1958 (NdN); Der wunderbare Brotbaum. Poetisches Spazierbüchlein. Zürich 1958 (DwB); Riesenrad der Sterne. Zürich 1960 (RdS); Wir haben Flügel heut. Zürich 1962 (WhF); Nachricht von den Wollenwebern. Zürich 1964 (NvW); Wetterhahn, altmodisch. Zürich 1968 (Wa); Die Gedichte des Pessimisten und Moralisten Albert Ehrismann: Eine Chronik. Rorschach 1972 (DGd); Mich wundert, dass ich fröhlich bin. Zürich 1973 (Mwd); Später, Äonen später. Rorschach 1975 (SPs); Inseln sind keine Luftgespinste. Zürich 1977 (Isk); Schmelzwasser. Rorschach 1978 (S); Gegen Ende des zweiten Jahrtausends: Postskripte.. Zürich 1988 (GEd).
  18. Kurze Rede über den Traum des Dichters (Svu, 37).
  19. Ebd., S. 41.
  20. Ebd.
  21. Ehrismanns kritische Einstellung zur politischen Lyrik bedeutete zu dieser Zeit keinen Verzicht auf die engagierte Haltung. Vgl. Rduch, Robert: Politisches Theater des Lyrikers Albert Ehrismann. In: Sidowska, Karolina; Wąsik, Monika (Hrsg.): Vom Gipfel der Alpen… Schweizer Drama und Theater im 20. und 21. Jahrhundert. Berlin, Bern u.a. 2019, s. 145‒158.
  22. Kurze Rede über den Traum des Dichters (Svu, 39, 43).
  23. Ebd., S. 40.
  24. Das Nachwort hat keine Überschrift und ist als Brief an einen Nachbarn konzipiert (IdN, 15).
  25. Ebd.
  26. (RdS, 9).
  27. (NvW, 6).
  28. Hinter dem Mond (DwB, 25).
  29. Vgl. Reiselied (MkS, 8-10), Der Märchenerzähler (WhF, 9‒10), Späte Gedichte (Mwd, 117‒118).
  30. Vgl. Nach Griechenlandreise (RdS, 5), Die Wollenweber (NvW, 5‒6).
  31. Vgl. Eine Art Bilanz (Mwd, 120‒122).
  32. Vgl. Ballade vom verheizten Tagebuch (Isk, 20‒21), Harte Lehre für Schriftsteller (GEd, 27), Zu späte Erkenntnis (GEd, 28).
  33. (NdN, 5).
  34. (Mwd, 120).
  35. (Mwd, 121).
  36. Die Entdeckung der Poesie (S, 7).
  37. Ebd.
  38. Ebd.
  39. Leserbrief (GED, 68).
  40. Gemeint sind vor allem Wasser- und Luftverschmutzung, Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, Umweltbedrohung durch Müll, Naturkatastrophen, Industrieunfälle, Atomkrieg und Weltraumexploration, Zerstörung von Lebensräumen.
  41. In Blutbuchen (LaA, 20) und Wunderbare Verwandlung der Bäume (IdN, 3) werden zwar Bäume gefällt, aber dieses Handeln gehört zu einer Ordnung, die vom Subjekt gar nicht in Frage gestellt wird. Aus dem Holz werden Särge, Kreuze und Papier hergestellt. In von den gerechten dingen (suk, 8 ohne Nummerierung) wurde die Entfremdung der Stadtbewohner von der Natur thematisiert. In Nach den riesigen Regen (Svu, 13) wird die Natur als ein selbstregulierendes System wahrgenommen. Ein See befreit sich nach einem Hochwasser von fremden Gegenständen.
  42. In den 1950er Jahren publizierte Ehrismann insgesamt 316 Gedichte, in den 1960er 243, in den 1970er 698, in den 1980er 349.
  43. (MkS, 35).
  44. (MkS, 36).
  45. Ehirsmann, Albert: Froschschenkel-Ballade. In: Nebelspalter, 1953 H. 22, S. 11.
  46. Ehrismann, Albert: Nachruf auf Hirsche und Fische. In: Nebelspalter, 1953 H. 23, S. 8.
  47. Ebd.
  48. (EgT, 23).
  49. (IdN, 3).
  50. (DwB, 7). Ein ähnlicher Gedanke taucht auch 1969 in dem Gedicht Von Wäldern, Quellen und Flüssen auf: „Von Wäldern, Quellen und Flüssen/ schreibt der Dichter/ und bekennt sich mitschuldig,/ weil er Papier verbraucht.“ (Nebelspalter, 1969 H. 37, S. 10; auch Mwd, 21)
  51. (MkS, 36).
  52. (EgT, 24).
  53. (EgT, 25).
  54. (EgT, 26).
  55. (EgT, 27).
  56. (DK, 51).
  57. (DwB, 9).
  58. (RdS, 34).
  59. Ebd.
  60. (RdS, 35).
  61. (WhF, 8).
  62. (NvW, 59).
  63. (Wa, 52).
  64. (Wa, 58).
  65. (RdS, 53).
  66. (NvW, 43).
  67. (RdS, 7).
  68. Ebd.
  69. (RdS, 52).
  70. (RdS, 64).
  71. (DGd, 53).
  72. (Mwd, 8).
  73. Ebd.
  74. (Mwd, 9).
  75. (Mwd, 24).
  76. Vgl. Ehrismann, Albert: Neues Schweizer Reise-ABC 1971 (V). In: Die Schweiz, 1971 H. 9, S. 18; Ehrismann, Albert: Von Thymian, Minze und Rosmarin. In: Die Schweiz, 1972 H. 4, S. 7.
  77. Ehrismann, Albert: Der Schulaufsatz. In: Nebelspalter, 1971 H. 15, S. 41.
  78. Ehrismann, Albert: Ratschläge für Wähler. In: Nebelspalter, 1971 H. 43, S. 13.
  79. (Mwd, 20).
  80. (Mwd, 33).
  81. Klage um die entschwundenen Fegsandverkäufer und Sauerkrautschneider(Sps, 17).
  82. (Mwd, 106).
  83. (S, 9).
  84. (Mwd, 67).
  85. Vgl. Proklamation aus einem anderen Jahrhundert (Isk, 53‒54), Vor unserer Zeit (S, 12‒13), Rest (S, 51).
  86. (DGd, 58).
  87. (Isk, 75).
  88. Und hob an ein grosses Gelächter (Isk, 75).
  89. (SPs, 81).
  90. 90Ehrismann, Albert: Die Überheblichen. In: Nebelspalter, 1976 H. 18, S. 11.
  91. In der schwärzesten Stunde (DGd, 22).
  92. Wie man sich missliebig macht (SPs, 47).
  93. (Isk, 14).
  94. (S, 40‒41).
  95. (GEd, 52).
  96. Ehrismann, Albert: Einladung in sein Eigentum. In: Nebelspalter, 1974 H.23, S. 42.
  97. Für Jürgen Egyptien ist die Infragestellung des Anthropozentrismus ein zentrales Element des ökologischen Denkens. Vgl. Egyptien, Jürgen: Die Naturlyrik im Zeichen der Krise. Themen und Formen des ökologischen Gedichts seit 1970. In: Goodbody, wie Anm. 4, S. 47: „Für die Frage nach dem Bewußtstein des Naturgedichts ist die Reflexion auf diesen geistigen Kern der ökologischn Krise von entscheidender Bedeutung.“ Für Bühler sei „die Dezentrierung des Menschen eine Grundthese des Ecocriticism“ (Bühler, wie Anm. 1, S. 40).
  98. (Isk, 72).
  99. Ehrismann, Albert: Anonymes Manifest an die Völker der Erde. In: Nebelspalter, 1983 H. 30, S. 40.
  100. (Isk, 77). Vgl. auch Vielleicht spätere Dichter (S, 28), Einst, vielleicht – o Glück der Wörter –, grünen wieder Strauch und Baum (GEd, 82).
  101. Vgl. Bühler, wie Anm. 1, S. 131; Egyptien, wie Anm. 94, S. 41‒67, hier insbesondere S. 44‒45; die beiden Artikel von Barkhoff, wie Anm. 4; Bei Korte (wie Anm. 10, S. 219‒222) werden ökologische Gedichte erst im Kontext der 1980er Jahre registriet.
  102. Bühler, wie Anm. 1, S. 17.
  103. Ehrismann, Albert: Lieber . In: Nebelspalter, 1973 H. 37, S.12.
  104. Egyptien, wie Anm. 94, S. 45.
  105. Vgl. Riordan, Colin: Green Ideas in Germany: A Historical Survey. In: Riordan, wie Anm. 4, S. 7-8. Riordan verweist darauf, dass in den 1950er Jahren in Deutschland das Wissen über Umweltzerstörung vebreitet war: „At this time also, the recognition that resources (especially fossil energy resources) are finite began to become prevalent. The prospect of ecological apocalypse gathered credence, and, indeed, potential reality in the 1950s. During that decade enough scientific expertise in the detection of ubiquitous traces of chemical and radioactive pollution was acquired to underlie a reasoned case for the global consequences of unchecked industrialism. It is from this point onward that protoecologism can be said to exist in Germany.“ Riordan betonte auch, dass diese Thematik in dieser Zeit auch in der Presse präsent war: „Yet the rapid spate of industrial growth, coupled with a press determined to assert its freedom in the new democracy, raised levels of environmental awareness to new heights: incidences of air, water and noise pollution made lurid headlines in the 1950s.“ (S. 27) In krassem Gegensatz dazu steht das literaturhistorische Wissen über die Bearbeitung der Umweltthematik in den 1950er Jahren in der deutschsprachigen Literatur im Allgemeinen und in der deutschsprachigen Lyrik im Besonderen. In dem Band von Riordan (wie. Anm. 4) fehlen literarische Beispiele aus den 1950er und 1960er Jahren. In dem Band von Goodbody (wie Anm. 4) sind sie rar.
  106. Vgl. Korte, wie Anm. 10, S. 33‒39; Bühler, wie Anm. 1, S. 127‒128. Die Thesen von Korte und Bühler gelten nicht pauschal für die ganze deutsche Literatur nach 1945, aber sie können nicht auf die schweizerische Literatur bezogen werden. In diesem Sinne handelt es sich um eine Andersartigkeit der deutschsprachigen Literatur aus der Schweiz.
  107. Bühler, wie Anm. 1, S. 129.
  108. Vgl. Egyptien, wie Anm. 94, S. 50‒51, 54.
  109. Korte, wie Anm. 10, S. 219.
  110. Ebd.
  111. Ehrismann, Abert; Fringeli, Dieter: Poesie, du kleine Illusion! In: Nebelspalter, 1978 H. 41, S. 19.
  112. Pulver, Elsbeth: Die deutschsprachige Literatur der Schweiz seit 1945. In: Gsteiger, Manfred (Hrsg.): Die Zeitgenössischen Literaturen der Schweiz. Zürich, München 1974, S. 221.
  113. Ehrismann, Fringeli, wie Anm. 108.